Mit indivi­dua­li­siertem Training zu sport­li­chen Höchst­leis­tungen

Published On: 30. März 2022Catego­ries: Allgemein

Forschungs­ver­bund „Indivi­dua­li­sierte Leistungs­ent­wick­lung im Sport“ der Univer­si­täten Gießen und Frankfurt sowie der Deutschen Sport­hoch­schule Köln geht an den Start – Bundes­in­stitut für Sport­wis­sen­schaft fördert Konsor­tium zunächst bis 2025.

Wer im Spitzen­sport Erfolg haben will, muss konse­quent und hart trainieren, mental bestens auf Wettkampf­si­tua­tionen vorbe­reitet sein, Techniken beherr­schen, auf die eigene Gesund­heit achten und sich selbst sehr genau kennen. Das Training im Spitzen­sport muss daher stärker denn je auf die indivi­du­ellen Aspekte der Athle­tinnen und Athleten zugeschnitten sein, um deren Leistungen in den unter­schied­li­chen Sport­arten zu optimieren. Eine solche Indivi­dua­li­sie­rung spielt eine wichtige Rolle bei der Leistungs­dia­gnostik, der Trainings­ge­stal­tung und der Regene­ra­tion; sie bezieht psychi­sche Faktoren, Ernährung und Unter­stüt­zungs­leis­tungen mit ein. Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler der Justus-​​Liebig– Univer­sität Gießen (JLU), der Goethe-​​Universität Frankfurt (GUF) und der Deutschen Sport­hoch­schule Köln haben sich jetzt im Forschungs­ver­bund „Indivi­dua­li­sierte Leistungs­ent­wick­lung im Sport“ zusam­men­ge­funden, um den deutschen Spitzen­sport in den kommenden Jahren wissen­schaft­lich zu begleiten.

Das Konsor­tium wird das Thema aus unter­schied­li­chen fachli­chen Perspek­tiven betrachten, um die Indivi­dua­lität der Leistungs­ent­wick­lung besser zu verstehen und zu erklären. Diagnos­tik­in­ven­tare zur Erfassung leistungs­be­stim­mender Einfluss– und Bedin­gungs­fak­toren und indivi­dua­li­sierte Trainings­stra­te­gien werden entwi­ckelt. Die Wissen­schaft­le­rinnen und Wissen­schaftler werden dabei eng mit Traine­rinnen und Trainern sowie Athle­tinnen und Athleten zusam­men­ar­beiten. Das Bundes­in­stitut für Sport­wis­sen­schaft fördert das Projekt zunächst für vier Jahre mit insgesamt zwei Millionen Euro.

An dem Forschungs­ver­bund sind seitens des Instituts für Sport­wis­sen­schaft der JLU Prof. Dr. Karsten Krüger, Sportthe­rapie und Leistungs­phy­sio­logie (Sprecher des Konsor­tiums), und Prof. Dr. Michael Mutz, Sozial­wis­sen­schaften des Sports, beteiligt. Dem Konsor­tium gehören zudem zwei Profes­so­rinnen der Goethe-​​Universität Frankfurt an: Prof. Dr. Karen Zentgraf, Bewegungs– und Trainings­wis­sen­schaft, und Prof. Dr. Lena Wiese, Infor­matik. Von der Deutschen Sport­hoch­schule Köln ist Sport­psy­cho­loge Prof. Dr. Dr. Markus Raab beteiligt.

Zudem sind zahlreiche Sport­ver­bände und Praxis­partner mittels einer Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung in das Projekt einge­bunden, darunter der Deutsche Volleyball-​​Verband (DVV), der Deutsche Turner-​​Bund (DTB), der Deutsche Eishockey-​​Bund (DEB), der Deutsche Basketball-​​Bund (DBB), der Bob und Schlit­ten­ver­band für Deutsch­land (BSD) und der Deutsche Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF) sowie sieben Olympia­stütz­punkte: Bayern, Berlin, Branden­burg, Rhein-​​Neckar, Hessen, Nieder­sachsen, Stuttgart.

Arbeits­gruppen im Konsor­tium „Indivi­dua­li­sierte Leistungs­ent­wick­lung im Spitzen­sport“

Die Arbeits­gruppe Sportthe­rapie und Leistungs­phy­sio­logie um Prof. Dr. Karsten Krüger, Justus-​​Liebig-​​Universität Gießen, unter­sucht die geneti­schen Voraus­set­zungen für ein effek­tives Training sowie zahlreiche moleku­lare Marker im Blut, welche die Substrat­ver­sor­gung und den physio­lo­gi­schen Stress­zu­stand der Athle­tinnen und Athleten nachweisen. Ein Fokus liegt dabei auf der Berück­sich­ti­gung von Zyklus­phasen in der Trainings­pla­nung von Athle­tinnen. Auch die Mikro­biota steht im Fokus der Unter­su­chungen, da aktuelle Studien einen Zusam­men­hang zwischen Darmge­sund­heit und Leistungs­ent­wick­lung belegen.

Die Arbeits­gruppe Sozial­wis­sen­schaften des Sports um Prof. Dr. Michael Mutz, JLU, bezieht leistungs­re­le­vante Umwelt­be­din­gungen sowie karrie­rere­le­vante Entschei­dungen der Athle­tinnen und Athleten mit ein. Dazu gehören zum Beispiel die Zusam­men­set­zung von Mannschaften und Trainings­gruppen, soziale Unter­stüt­zungs­leis­tungen im sport­li­chen und persön­li­chen Umfeld, finan­zi­elle Anreiz­struk­turen, aber auch indivi­du­elle Entschei­dungen für oder gegen eine „duale Karriere“, etwa für oder gegen den Beginn eines Studiums neben dem Leistungs­sport. Diese Rahmen­be­din­gungen können unmit­telbar auf Trainings– und Wettkampf­leis­tungen abfärben, haben aber auch Einfluss auf psycho­lo­gi­sche Kompo­nenten wie zum Beispiel Leistungs­mo­ti­va­tion oder Stres­ser­leben.

Die Arbeits­gruppe Bewegungs– und Trainings­wis­sen­schaft um Prof. Dr. Karen Zentgraf, Goethe-​​Universität Frankfurt, nimmt vor allem die trainings– und bewegungs­wis­sen­schaft­liche Indivi­dual­dia­gnostik in den Blick, die bisher für die Trainings­steue­rung noch eine eher unter­ge­ord­nete Rolle spielte. Beispiel­haft dafür sind diagnos­ti­sche Verfahren zu sogenannten Doppel­tä­tig­keits­kosten – wenn Entschei­dungen in komplexen Spiel­si­tua­tionen unter hoher Belastung getroffen werden –, auf die Sportart spezi­fisch ausge­legte Leistungs­tests sowie die indivi­du­elle Trainings­steue­rung im Zusam­men­hang mit Schnell­kraft­leis­tungen oder Hormon­schwan­kungen.

Es ist ein breit aufge­stelltes Daten­ma­nage­ment­system geplant, zu dem Prof. Dr. Lena Wiese, Goethe-​​Universität Frankfurt, die Infor­ma­tik­ex­per­tise beisteuert. Um die komplexen, diszi­plin­spe­zi­fi­schen Diagnos­tiken sowie die Trainings– und Wettkampf­daten der Fachver­bände zusam­men­zu­führen und auszu­werten, ist die Entwick­lung eines integrierten Daten­bank­sys­tems vorge­sehen. Neben den wissen­schaft­li­chen Analysen werden die Daten unter Einbe­zie­hung von Erfah­rungen der Traine­rinnen und Trainer betrachtet, um für einzelne Athle­tinnen und Athleten indivi­du­elle Maßnahmen abzuleiten, um die Trainings­ar­beit zu optimieren und die Rahmen­be­din­gungen zu verbes­sern.

Für die Unter­su­chung und Bedeutung der im Spitzen­sport relevanten psychi­schen Aspekte wird die Arbeits­gruppe Sport­psy­cho­logie um Prof. Dr. Dr. Markus Raab, Deutsche Sport­hoch­schule Köln, im Forschungs­team mit Dr. Laura Bröker, Dr. Babett Lobinger, Dr. Lisa Musculus, ihre Expertise einbringen. Sie nimmt unter anderem inter­in­di­vi­du­elle Unter­schiede psychi­scher Verhal­tens­vor­aus­set­zungen in den Blick, um Leistungs­ent­wick­lungen und hohe Trainings­ant­worten besser vorher­sagen zu können.

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